Donnerstag, 24. November 2022

Der Schriftsteller KURT TUCHOLSKY:

Zurückblickend in all das oftmals so schicksalhaft umschattete - und nicht selten leidvoll erlebte politische Geschehen. - Zuvor sei hier eine scherzhaft spöttische Bemerkung auf einen derzeit  gleichgesinnten Gefährten im folgenden vermerkt:
"Wahrlich, da wollte ein kleiner, dicker Mann mit seiner Schreibmaschine Katastrophen aufhalten!
Jedoch stets kumpelhaft wohlgewogen, verlebendigte einst der linksgerichtete Journalist und Schriftsteller Erich Kästner seinen Publizisten-Kollegen. -
Die damaligen Zeitkritiker ...
"Erst habe ich gemerkt, daß es so ist. Dann habe ich verstanden, warum es so ist. Und bald darauf habe ich dann begriffen, warum es nicht anders sein kann! - Trotz allem will ich erreichen, daß es in Bälde doch anders wird!" so hatte er es seinerzeit durchlebt und konkretisiert, der am 9.11.1890 in Berlin geborene Journalist. - Ein "Augenzeuge dessen", der am 21. Dezember 1935 verstorben ist - und folglich nicht miterleben mußte, daß weltweit ja vieles noch immer als "unmenschlich" aufhorchen lässt. -
Derzeit ereignete sich, zunehmend beunruhigend, so allerlei Unbill in seinem damaligen Wohnort, dem "Radauzentrum Berlin", wie er die Großstadt einst tadelnd benannte. -
Und gerüchtweise soll sich dort, im Herbst des Jahres 1928, die folgende Begebenheit fast schon rebellisch ereignet haben: Besagte Person, damals als der Herausgeber und auch journalistischer Mitarbeiter der Wochenzeitung "Die Weltbühne" hingebungsvoll aktiv, er stieß eines Abends im Foyer eines Berliner Theaters unbeabsichtigt mit einem der (bald auch ins Abseits) führenden Nationalsozialisten zusammen. -
Und im Laufe einer kontrovers geführten Auseinandersetzung, soll der Journalist angeblich zu guter Letzt noch grimmig bekundet haben:
"Wie es mir neulich zu Ohren gekommen ist, sind Sie ja auch leidenschaftlich gern als Sadomasochist umtriebig! Gestatten Sie mir darum, daß ich Ihnen jetzt durchaus gerechtfertigt in die Fresse haue?"
Das hatte für ihn nachhaltige Folgen ...
Somit von da ab in Deutschland gebrandmarkt, sagte er Berlin "Lebewohl"- und wanderte 1929 sicherheitshalber aus nach Schweden; der als Peter Panter, Ignaz Wrobel, Kaspar Hauser und auch dem Pseudonym Theobald Tiger weiterhin zeitkritisch publizierende Autor. -
Als ein bloßlegend in Erscheinung tretender Pazifist, zog er vor allem gegen den damals in Deutschland (und bereits weit über die Grenzen hinaus) zunehmend unmenschlicher wuchernden Nationalismus, einen sich ausweitenden Militarismus - und unermüdlich gegen das verhaßte, voraussehend jedoch unausrottbare Spießertum zu Felde ...
"Stets vorurteilsgeladen moralisierend - und zumeist ihren bornierten, engstirnig eingeschränkten, sich verhängnisvoll auswirkenden Horizont vor kurzsichtig aufblickenden Augen", so benannte er das, was ihm, im Hinblick auf all die Krämerseelen, anhaltend zu schaffen machte: Dem zeitkritisch rastlos Wacht halten wollenden Journalisten Kurt Tucholsky. -
Im damaligen Aufenthaltsort Hindas, einer schwedischen Ortschaft nahe der Stadt Göteborg, verschlechterte sich zunehmend bald sein Allgemeinbefinden. Physische und auch psychische Probleme nahmen selbstzerstörerisch zu. - Eine Überdosis an Tabletten ließ ihn am 21. Dezember 1935, um 21.55 Uhr nun endgültig zur Ruhe kommen. Eine Selbsttötung aus Versehen ... (?) -
"Nur pöapö, das irdische Glück. Denn immer fehlt dir irgendein Stück", so hatte er's einstmals resignierend ermessen. -
Sein Todestag war wohl der Anlaß, daß der Autor Didier Vaselis, im eiskalten Monat Dezember - 2005, zum Angedenken an den unermüdlich aufmerksam machend schreibenden Journalisten, in einigen Printmedien die folgenden Zeilen zum Ausdruck gebracht hat:
       Schon acht Jahrzehnte sind es fast,
       seit du uns einst verlassen hast,
       du Fingerzeig des Lebens.
       du warst Philistern nicht geneigt,
       hast ihnen oft den Marsch gegeigt;
       zumeist jedoch vergebens.
       Hast ihre Denkungsart moniert,
       die all dies Muckertum gebiert;
       obwohl sie's dementieren.
       Zeitlebens ein vergeblich Tun -
       doch mögest du in Frieden ruh'n -
       du konntest nur verlieren ...
Abweichend von all den anprangernden Kritiken, hat Tucholsky manchmal auch recht deftige Abgründigkeiten zu Papier gebracht, das soll hier - schmunzelnd - nun doch nicht verschwiegen werden:
        Wenn eine alte Frau aus Brüssel,
        mal einen Elefantenrüssel
        vernarrt für einen Piephahn hält:
        Ja, dann leb wohl, du schöne Welt!
                                                                         -
                                                                       ***

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