Dienstag, 7. Juni 2022

J.W. von Goethe - "so desillusioniert zugegen":

Und frustriert - in Folge einer "entzauberten" Ehe-Verbundenheit. - 
Damals - im Frühjahr 1806. - Vorab, zu Beginn dessen:
Offenbar war der Herr von Goethe anfangs noch liebes-hungrig erregbar.
Derzeit anscheinend auch häufig in einem "Rausch seiner Sinne verfangen". -
Und "dementsprechend" hatte ER das ja - nachweislich - so inbrünstig zum Ausdruck geraten lassen:
    "Es steht Dir auf die Stirn geschrieben,
     daß Du mich wirst für immer lieben,
     Du wundersames Weibsbild du -
     da schnürt's mir fast die Kehle zu!
     Schon lieg' ich wohl in Deinem Arm,
     so frei, so hingegeben warm" ...
Mit diesen Worten, spürbar so leidenschaftlich bezeugt, soll seinerzeit der 1782 vom Kaiser geadelte Legationsrat Johann Wolfgang von Goethe zu einer gewissen Christiane Vulpius fast schon beschwörend auf "Tuchfühlung gegangen sein", als er 1788 in Weimar der vorab genannten Dame beharrlich den Hof zu machen gedachte.
Bereits einige Jahre später soll der Großmeister der Dichtkunst jedoch nachdenklich gestimmt des öfteren kritisch gemurmelt haben:
     "Drum prüfe, wer sich ewig bindet,
     ob sich nicht doch 'was Besseres findet." 
Wohl wahr:                                                                                        
Diese traumhafte Zweisamkeit. - Vermutlich zu allen Zeiten ein oftmals sich problematisch entblößendes Zusammenwirken menschlicher Polarität ... 
So auch dereinst, in einem teilnahmsvoll als "Genie und Einfalt" belächelten Ehebund. -
Wir erinnern uns: 1775 war er von Herzog Karl August von Sachsen-Weimar nach Weimar berufen worden. Und 1788 lernte er sie dort kennen, der Herr von Goethe die sechzehn Jahre jüngere Frau Vulpius, Christiane genannt - und 1806 als Gemahlin zu Ehren gekommen. 
Ein Ehebündnis, das im freundschaftlich beiwohnenden Umkreis des Dichterfürsten damals nicht selten ein Unverständnis und somit auch Kopfschütteln ausgelöst haben soll. - Offenbar war die etwas schlicht orientierte Christiane im Forum der ausschließlich schöngeistig empfinden wollenden feinen Gesellschaft, wohl binnen kurzem als nicht unbedingt standesgemäß eingeordnet worden. - Möglicherweise zutreffend ... 
Denn eindringlich und ungekünstelt, gab sie dem Ehegemahl ab und zu ihr eigensinnig geprägtes, gegenwärtiges Einfühlungsvermögen zu verstehen. - Derartiges sei (angeblich) gleichfalls an einem Nachmittag im Monat August geschehen, als der Gemahl einen finanziellen Engpaß offenbart haben soll. - Wenn die erhalten gebliebenen Aufzeichnungen des einstigen Hausdieners Friedrich denn als glaubwürdig zu betrachten sind, dann sei im trauten Zuhause der Familie Goethe der folgende Wortwechsel seinerzeit unüberhörbar in Szene gesetzt worden:
   "Christiane!" rüffelt Herr von Goethe
     gebeutelt die Frau Vulpius.
   "Mich plagen finanzielle Nöte,
     und mit dem Luxus ist jetzt Schluß!"
   "Dann solltest Du", keift sie verwegen,
   "solch Ungemach nun eiligst richten!
    Beim Schreiben doch ´mal überlegen,
    so aufgemotzt `mal nicht zu dichten!"
Dank Friedrich, dem derzeitig dienstbaren Faktotum, wird da jetzt offenbar, daß im Hause Goethe nicht immer "alles zum besten geraten war" ... 
"Es kann wohl recht unangenehm sein, daß der Mensch durch ein häusliches Geschick zu Zeiten dann auch ziemlich gedroschen wird", so Goethe damals - vermutlich in Anbetracht  dessen. -
                                                              -
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